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Diese Seite gibt meinen Beitrag wieder, der auf einer der Seiten von "gutefrage.net" von eine(m) Schüler(in) gestellt wurde. (nachträglich eingefügt)
Ich denke, man muss das auch im politischen und geschichtlichen Umfeld sehen: Durch den ersten Weltkrieg waren die "traditionellen" Familienbande erst mal vielfach gerissen: Es gab viele Mütter, die ihre Kinder alleine erziehen mussten, der Vater war oft im Krieg geblieben, verletzt und traumatisiert zurückgekommen.
In der Zeit zwischen den Kriegen war ein freieres Menschenbild, aber auch ein loseres Familienbild entstanden: die Menschen wollten das Leben genießen, das Individuum wurde in den Vordergrund gestellt. Die "Lebenslustigen Zwanziger"-Jahre (Roaring Twenties) sind legendär.
Durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten (1933) wurden die traditionellen Werte wieder in den Vordergrund gestellt, die Frauen in ihre traditionelle Rolle zurückgedrängt (die drei K's: Küche, Kinder, Kirche). Sie sollten vor allem Nachwuchs erzeugen. Der Mann wurde wieder als der starke Beschützer der Familie gesehen, der entgegengesetzt zu den Frauen viele Freiheiten genoss.
Das Bild änderte sich durch den Krieg radikal: Die Männer waren im Krieg, die Frauen waren jetzt plötzlich die Ernährerinnen der Familie, alle jungen Mädchen waren im "Arbeitsdienst", waren also im beruflichen Einsatz. Sie mussten selbständig entscheiden, sie mussten gar die Familie beschützen. Besonders bei der Flucht aus dem Osten sind Frauen - gezwungenermaßen - über sich selbst hinausgewachsen.
Da stellten sich den Kriegsheimkehrern, - und das dauerte ja bis zur Kriegsgefangenenrückkehr 10 Jahre nach Kriegsende 1955 - selbstbewusste Frauen gegenüber, die sich nicht mehr in ihre traditionelle Rolle drängen ließen. Noch mehr als nach dem ersten Weltkrieg waren viele Männer nicht mehr da, verletzt oder traumatisiert und zur Versorgung der Familie kaum mehr fähig.
Da nutzte auch die konservative Politik eines Adenauer nichts: besonders die Flüchtlinge, die ja über ganz Deutschland verteilt worden waren bis in das kleinste Bauerndorf, hatten ein anderes Frauen- und damit Familienbild als die ansässige Bevölkerung.
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Das färbte schließlich auf alle ab: Gerade die Flüchtlinge aus den Ostgebieten hatten andere Vorstellungen als die Leute im Westen: dort war selbstverständlich gewesen, dass Frauen sich auch für Politik interessierten, dass sie zu (partei-)politischen Veranstaltungen gingen und dort auch ihren Mund aufmachten. Leider leben von diesen Frauen nicht mehr viele, ich möchte nur zwei Beispiele nennen: Gräfin Dönhoff († 2002) und Hildegard Hammbrücher.
Diese Durchmischung der Gesellschaft veränderte auf längere Sicht auch die Politik: Die CDU wurde durch einen SPD-Kanzler Willi Bandt abgelöst, (1957 regierender Bürgermeister in Berlin, 1969 schließlich Kanzler) der die rein westwärts gerichtete Politik der CDU nach Osten erweiterte, was schließlich 45 nach Jahre nach Kriegsende (1945) zur Wiedervereinigung (1989) führte.
Die Entwicklung in den mitteldeutschen Ländern, der DDR, war sehr viel radikaler: dort waren noch mehr Flüchtllinge aufgenommen worden (2,2% der Bevölkerung, in der BRD nur 1,4%) und eine große Mehrheit wollte durchaus ein neues Deutschland errichten, in dem die traditionellen Rollenverteilung nicht mehr gelten sollte, in der auch die Kirchen nichts mehr zu sagen hatten, die ja die Behüter des traditionellen Frauenbildes gewesen waren.
Es waren ja auch nicht wenige Menschen aus dem Westen ganz und gar freiwillig in den Osten gegangen, weil sie sich dort freier fühlten und mithelfen wollen, ein "Neues Deutschland" aufzubauen. Dass darunter unter Stalin und seinen Nachfolgern eine Diktatur entstehen musste, schoben sie erst einmal zur Seite, bis die merkten, wo sie gelandet waren. Da war es oft auch schon zu spät.
Viele behielten ihre Zuversicht bis zum Ende der DDR. Leider tut man diesen Menschen Unrecht, wenn man sie heute immer noch als "Kommunisten" und "ewig Gestrige" verunglimpft. Die Bundesrepublik hat diese "Linken" bis heute nicht verstanden und noch weniger versucht, ihre Haltung zu akzeptieren, geschweige denn, sie politisch zu integrieren. Noch fehlt die neue Verfassung, die im Grundgesetz (1949 beschlossen!) zur Wiedervereinigung festgelegt wurde.
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Übrigens: Die deutsche Antwort auf die Pisa-Studie: Studiengebühren!! |